Wortkarg zeigt ich mich
bisher, mein zu Hause ist die Bildsprache. Das wird sich heute ändern. Ich bin
nicht etwa über Nacht zur Texterin geworden, nein, aber es gibt eine Neuerung
auf meinem Blog die mehr Worte braucht. Die von Worten lebt. Nach und nach
möchte ich Euch Menschen aus meinem unmittelbaren Umfeld vorstellen. Es sind nicht
zwangsläufig enge Freunde oder Familienmitglieder vielmehr handelt es sich um
Menschen die zufällig meinen Alltag kreuzen. Deren Begegnung mich inspiriert,
begeistert oder fasziniert. Auf welche Art auch immer.
Den Anfang meiner
Portrait-Reihe macht die wunderbare Helen.
Wir kennen uns seid zwei Jahren.
Eine charismatische Frau die schon im zarten Alter eine Gelassenheit und Ruhe ausstrahlt
wie ich sie sonst meist von wesentlich älteren Menschen kenne. Helen ist meine Yogalehrerin.
Das mag einiges erklären. Aber nicht alles! Soviel kann ich schon sagen, ein
aufregendes und intensives Leben liegt jetzt schon hinter ihr! Für das
Interview in ihren Räumlichkeiten hatte ich eine Stunde eingeplant. Nach 2 1/2
Stunden saßen wir immer noch -vertieft in ihr beeindruckendes Leben- auf der
Yogamatte und sprachen über Leben, Ansichten und Erfahrungen. Dann hat uns der
Alltag eingeholt. Kurz zur Person: Helen
wohnt mit Mann und Kind in Berlin und hat vor einem halben Jahr Ihr erstes
eigenes Yogastudio die Yogibar eröffnet.
Helen,
seid Deiner Kindheit beschäftigst Du Dich mit Yoga. Nicht gerade typisch für
ein Kind der 80er. Wie kam es dazu?
Ich habe
mich schon als Kind für das Leben und das „Leben nach dem
Leben“ interessiert. Eines Tages kam ich aus dem Kindergarten
und habe meiner Mutter ein Bild von mir geschenkt und meinte dazu, wenn
ich einmal sterbe, dann soll sie dieses Bild von mir aufhängen und immer wenn
ihre Nase kitzelt, dann wäre ich das, denn ich wäre auch nach dem Tod immer bei
ihr. Das war ziemlich schockierend für meine Mutter, sie hat sich daraufhin sehr
intensiv mit spirituellen Themen auseinandergesetzt und mich immer mit
einbezogen.
Bereits in der Kindheit habe ich mit meiner Mutter meditiert, mein Kinderzimmer mit einer Wünschelrute
ausgemessen usw. Seit meinem 6. Lebensjahr lebe ich bewusst vegetarisch. Mein
Vater (ein passionierter Jäger) hatte damals Karnickel in unserem Keller zum Ausbluten gehängt, mir taten die Tiere furchtbar Leid und ich wollte ab diesem Zeitpunkt
niemals mehr Fleisch essen. Dabei ist es auch geblieben.
Trotz
meines Interesses an Spiritualität und den regen Austausches mit meiner Mutter
habe ich mich mit 16 erstmal abgewendet. In dieser Zeit bin ich
meinen Werten, wie vegetarisch leben zwar treu geblieben, aber ich wollte von
den wöchentlichen Feuerzeremonien in unserem Wohnzimmer und den
Vollmondmeditationen nichts mehr wissen.
Nach dem
Abitur bin ich nach Hamburg gegangen und habe eine Ausbildung zum Multimedia
Producer absolviert. In
meiner Agenturzeit kam dann ganz schnell der Wunsch nach „mehr“ und ich
fing wieder an zu meditieren und habe auch einen Yogakurs besucht, zu dem ich
es aber leider (wegen der langen Arbeitszeit) fast nie geschafft hatte.
Wann
kam der Wendepunkt in Deinem Leben an dem Du Dich endgültig dem Yoga
verschrieben hast?
Ich bin an
einem Abend auf dem Heimweg von zwei bewaffneten Männern überfallen worden. Im
Grunde wollte die beiden nur meinen Rucksack aber was sie mir genommen hatten,
war viel mehr. Da der Überfall quasi vor meiner Haustür war habe ich mein
Gefühl von zu Hause und Geborgensein verloren. Ich bin damals in ein schlimmes
Loch gefallen und mir wurde bewusst, dass man einen wirklichen Halt nur in Sich
finden kann und nicht in äusseren Dingen. Aber wie findet man den Halt in Sich?
Meine
Mutter hatte mir schon vor dem Überfall erzählt, dass ihr Lehrer ein
Jugendseminar in seiner Stadt in Indien gibt. Nach dem Überfall war dann klar:
Da muß ich jetzt hin. Und so bin ich für 6 Wochen nach Visakhapatnam. Das
Seminar war sehr heilsam für mich. Ich habe viel meditiert, Mantras gesungen,
Vorträge über die Veden und Ayurveda gehört und jeden Tag stand auch Hatha Yoga
auf dem Programm.
Welche
Ausbildung liegt seitdem hinter Dir?
Meine
erste Yogalehrerausbildung habe ich 2003 bei Yoga Vidya absolviert. Gar nicht
mit dem Gedanken, Lehrer werden zu wollen, vielmehr wollte ich tiefer ins Yoga
eintauchen. Die Yogaschulen, die ich in der Zeit besucht hatte, haben alle nur Asanas
(Körperübungen) gelernt und ich wollte mehr wissen, wollte alle Aspekte die zum
Hatha Yoga gehören erfahren.
Nach dieser
Ausbildung bin ich für ein Jahr nach Indien, dort habe ich eine zweite
Ausbildung bei Karen o,Bannen absolviert. Diese Ausbildung war in der Tradtion
von BKS Iyengar. Es folgten von 2005 bis 2008 eine weitere Ausbildung bei
Cityyoga Berlin, in der Tradition von Anusara und 2010 eine Ausbildung zum ayurvedischen Gesundheitberater
bei Sonne & Mond in Berlin. Weiterbildungen in Hormonyoga, Schwangerenyoga
und Kinderyoga folgten.
Erzähl
uns aus Deiner Zeit in Indien. Wie hast Du dort gelebt?
Ich habe
das ganze Jahr sehr Basic gelebt. Das heißt einfache Unterkünfte in einem
Ashram. Während der Ausbildung in Risikesh hatte ich ein kleines, einfaches
Appartement. Während dieser Zeit bin ich dreimal in ein Kloster gegangen, um
die Vipassana Meditation in einem 10tägigen Retreat zu erlernen. Das heißt, für
10 Tage nicht sprechen, lesen, schreiben, nur 2 Mahlzeiten am Tag (morgens um 7
und Mittags um 11) und 10 Stunden am Tag meditieren.
Der
einzige Luxus in dieser Zeit war mein Laptop. Den brauchte ich zum arbeiten,
denn ich habe nebenher als freie Programmiererin gejobt und mir so das Jahr in
Indien finanziert.
Welcher
Eindruck aus Deiner Zeit in Indien war der intensivste?
Ganz
sicher die Erlebnisse im Kloster. Die Ruhe und Kraft die man spürt wenn man
schweigt ist der absolute Wahnsinn.
Was
gibt Dir Yoga?
Kontakt zu
mir Selbst, inneren Raum, Klarheit in den Gedanken und in den Gefühlen.
Was
war der ungewöhnlichste oder berührendste Moment Deiner bisherigen
Yogalaufbahn?
Der
ungewöhnlichste Moment war sicherlich, als ich 2005 im Parmath Niketan Ashram Inder im Yoga unterrichtet habe. In einer riesengroßen Halle mit
knapp 60 Leuten. Ich stand da auf diesem Podest und dachte, irgendwas stimmt
hier nicht ;) Da habe ich von allen am meisten gelernt.
Wie
gingst Du früher mit materiellem Besitz um, wie heute? Was hat sich geändert?
Nach
meinem Jahr in Indien habe ich materiellen Besitz als sehr belastend empfunden.
Nur einen Rucksack mit Dingen, die man braucht, das war oder ist ein sehr
freies Gefühl für mich. Besitz bringt schnell Verhaftung mit sich. Ich bin nach
dem Jahr auch weiter viel getravellt, zwischen Deutschland, Indien und
Thailand.
Seid
der Geburt Deines Sohnes bist Du sesshaft geworden, wie war das für eine
Nomadin wie Dich? Ich stelle mir so einen Lebenswandel nicht leicht vor.
Ja, die
Geburt meines Sohnes hat mein Leben sehr verändert. Das hätte ich nicht
gedacht. Ich habe in Indien und Thailand viele Traveller auch mit Kindern
gesehen und dachte, Kinderkriegen läuft so nebenbei und man zieht weiter durch
die Welt. Aber das war bei mir nicht so. Ich war mit meinem Sohn zwar schon
zweimal in Thailand, mit 11 Monaten und mit 22 Monaten, aber da sind wir mit verdammt
viel Gepäck und Sorgen verreist. Wir sind auf einer Insel geblieben, die über
eine gute ärztliche Versorgung verfügte. Eine Vipassana (10 Tage ins Kloster)
zur Zeit? Undenkbar. Die Liebe zu meinem Sohn raubt meine Freiheit und erst
seitdem ich das akzeptiere, kann ich das sehr gut annehmen. Die Stabilität, die
er mir schenkt, gibt mir Ruhe und läßt mich hier in dieser Welt ankommen. Dafür
bin ich ihm sehr dankbar. Ich würde ihm gerne einmal Indien zeigen, vor allem
Rishikesh, wo ich soviel zeit verbracht habe. Aber ich warte, bis er 4 oder 5
Jahre ist.
Wie
integrierst Du Yoga in Dein privates Leben außerhalb der Yogibar? Wie sieht
Dein Alltag heute aus?
Ich habe
meine Yogamatte immer ausgerollt und versuche jeden Tag Yogaübungen zu
machen. Am liebsten mache ich Yoga morgens, aber das ist mit einem kleinen Kind
nicht so einfach. Ich versuche natürlich auch andere Aspekte mit in meinen
Alltag einzubeziehen, wie Ernährung und Lesen von Yogatexten. Die Dinge positiv
zu sehen und vor allem Dinge einfach so anzunehmen wie sie sind – ist eine
tägliche Übung aufs Neue. Doch auch bei all meiner yogischen Praxis muss ich
sagen, ich bin immer noch und mein Leben lang ein Übender. Die Erleuchtung ist
noch weit entfernt.
Ich
persönlich bin ein absoluter Fan Deiner Räumlichkeiten. Was hat Dich bei der
Gestaltung und beim Farbkonzept inspiriert?
Die meiste
Inspiration habe ich sicherlich auf meinen Reisen bekommen. Die alten Tempel
und Ashrame in Indien haben mich sehr verzaubert. Diese alten Gebäude, die oft
bröckelige Wände oder Außenfassaden haben, der Steinboden meist abgenutzt und
die Treppen im Laufe der Jahre abgelaufen, strahlen für mich etwas ganz
Besonderes aus. Nichts Perfektes und nichts Aufgesetztes – etwas Reines und
dadurch auch etwas Klares. Auch die Yogahallen sind ganz schlicht und einfach:
ein großer Raum, Steinboden, eine Ecke für die Yogamaterialien und einen Altar
– das war´s. Keine aufgesetzte Wellness-Oase. Man spürt in diesen Hallen
sofort, hier geht es um die Findung zu Sich Selbst und nicht um eine weitere
Ablenkung im Äusseren.
Die
Farbwelt der Yogibar ist fast von alleine entstanden. Ich wollte alles so
natürlich wie möglich haben und so haben wir die Dielen einfach abgeschliffen
und geölt und die Tapeten runtergerissen und hinter den Tapeten hat sich eine
spannende Farbwelt gezeigt. In einer Ecke haben wir türkisfarbenen Putz
entdeckt und diesen Ton haben wir dann extra an mischen lassen und
weiterverwendet. Alle Materialen sind aus Naturprodukten, Korkblöcke, Hanfgurte
etc. Die Natur bietet doch die beste Farbwelt überhaupt. Ich muß an
dieser Stelle dazusagen, dass mein Mann die yogibar für mich renoviert hat. Er
kennt mich, meinen Geschmack und wusste unausgesprochen sehr genau, wie ich mir
die Räumlichkeiten vorstelle. Deshalb ist die Yogibar so schön und liebevoll
wie sie ist.
Und
noch mal aus rein persönlicher Neugierde: Was ist das für ein Boden im Flur?
Der fühlt sich so schön warm an und sieht einfach klasse aus.
Wir haben
den vorhandenen Lenolium rausgerissen und den Boden mit einer Art Estricht
ausgegossen und dann mit einer Bodenfarbe angestrichen – mehr nicht ;)
Liebe
Helen, vielen Dank für das Interview und den Einblick in Dein aufregendes
Leben, darauf trinken wir einen :-) Yogitee?
Zu guter
Letzt haben wir noch ein Gewinnspiel. Wenn Ihr bis zum 24.07 einen Kommentar
hinterlasst, könnt Ihr 2x eine kostenlose Yogastunden in der Yogibar gewinnen. (Da das
Gewinnspiel wohl regional von Interesse ist schreibt bitte Yogibar an den
Anfang Eures Kommentars, damit wir wissen, dass Ihr an der Verlosung teilnehmen
wollt.)
wie spannend! ich freue mich sehr über deine neue "sprache" :)
AntwortenLöschenSchön. Spannend. Nicht zuletzt da ich selbst auch seit 2 Jahren Yoga mache und immer neugieriger werde ... auf ein Dahinter-mir ;)
AntwortenLöschenLG I.
Sehr schöne Räume und ein sympathisches Gesicht dahinter. Toll!
AntwortenLöschenEin interessantes Interview und tolle Räumlichkeiten. Die hatte ich zwar kürzlich woanders schonmal im Bild gesehen, aber nicht, wer dahintersteht. Sehr spannend.
AntwortenLöschenLeider bin ich zu weit weg, um mal eben nach Berlin zu kommen...
Lieber Gruß,
Katja
das bild habe ich schon mal beim fragen foto freitag gezeigt...könnte sein....:-)
LöschenDeine neue Idee finde ich wundervoll!!!
AntwortenLöschenSo bekommt man einen kleinen und sehr persönlichen Einblick in das Leben Deiner 'Nachbarn'.
Freu mich schon sehr auf Deine weiteren Vorstellungen...
Liebe Grüße
Ivonne
Mir gefallen deine Worte hinter deinen Bilder!
AntwortenLöschenWunderbar deine neue Portrait-Reihe!!!! Leider bin ich auch zu weit wech...liebe Grüße
AntwortenLöschenwie lustig, ich war vor ein paar wochen mal zu einer stunde bei ihr! tolle frau, tolles studio!
AntwortenLöschendas ist ja wirklich lustig :-) ja ja die welt ist klein...haben wir den gleichen kiez? lg
LöschenWas für ein geniales Interview! Ich freue mich auf viele mehr.
AntwortenLöschenich bin auch schon ein paar mal dran vorbeigelaufen... schönes studio und eine interessante frau. wäre einen versuch wert :0) grüße jenny
AntwortenLöschenman bekommt Lust auf mehr. Ich kenn Helen vom Yoga und es macht Freude ihren Weg kennenzulernen. Gute Idee mit dem Blog
AntwortenLöschenYogibar - eine tolle Frau und ein beeindruckendes Leben. und ein sehr schöner und inspirierender Text. Vielen Dank dafür!
AntwortenLöschenAstrid, superspam24@gmx.net
Yogibar -
AntwortenLöschenIch habe erst vorgestern, das erste Mal wieder, nach der Geburt meines SOhnes, Yoga,außerhalb der eigenen vier Wände, praktizieren dürfen und diese erste, so wundervolle Stunde, war bei Helen in der Yogibar.
Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und konnte diese Ruhe widerum mit in den Alltag nehmen!-
Toller Text und es ist schön zu lesen, das der erste Eindruck von Helen so zutrifft und sie eine tolle Frau mit einem beindruckenden Leben ist.
Dalila, dalila@lilawunderland.de
yogibar-
AntwortenLöschenhuhu!
ein tolles interview!
und da ich yoga noch nie probiert habe,klingt es grade bei so ner klasse frau wie helen es auszuprobieren!
glg,leila
YOGIBAR - vergessen es in meine Mail vom 12.7. zu schreiben... hole ich hiermit nach.
AntwortenLöschengrüße jenny
Hallo Diana, Deinen Kommentar kann ich nur über meinen eigenen Kommentar einfügen. Bitte:
AntwortenLöschenHallo ,
ich wollte folgenden Kommentar auf deinem blog hinterlassen,leider hat es irgendwie nicht funktioniert,
yogibar- durch zufall bin ich auf deinen blog und das nterview der yogibar gestossen.
sehr schön, ich bin auch yogalehrerin und wohne auch im friedrichshain, vielleicht lernen wir uns ja mal kennen,
ihr findet mich unter www. yogana. info und natürlich bei facebook. om shanti eure diana widmann, yogamitdiana@gmail.com
vielleicht kannst du den kommentar ja noch veröffentlichen?
werde jetz deinen blog verfolgen
nachbarschaftliche grüsse
diana